Es geht um deine Haltung. Bei allem, was du tust. Bei allem, wie du mit deinem Kind umgehst. Es geht immer um deine Haltung.
Was steht für dich im Fokus? Geht es dir darum, dass dein Kind "funktioniert"? Oder geht es dir darum, die Seele deines Kindes zu schützen?
In der Bindungsorientierung steht die Beziehung an erster Stelle. Das heißt, egal was passiert, die Verbindung zum Kind ist wichtiger als ein geflutetes Badezimmer, ein kaputter Gegenstand, eine angemalte Wand, das Loch in der neuen Jeans. Ist es mir wichtiger, dass mein Kind dem Onkel einen Kuss gibt, obwohl es das nicht möchte? Oder ist es mir wichtiger, dass mein Kind sich auf mich verlassen kann, weil ich es zu nichts dränge, was es nicht möchte?
Es geht nicht darum, der*die Freund*in für das eigene Kind zu sein. Es geht vielmehr darum, eine absolut zuverlässige Bindungs- und Bezugsperson für das Kind zu sein. Der sichere Hafen. Der Fels in der Brandung. Der Mensch, zu dem dein Kind kommen kann, wenn es Mist gebaut hat. Zu dem es kommen kann, wenn es unsicher ist, Angst hat, Unterstützung braucht. Ohne, dass es befürchten muss, zu etwas gedrängt zu werden, was es nicht möchte. Denn bindungsorientiert heißt auch, dein Kind zu sehen, wie es ist. Es zu akzeptieren, wie es ist. Es zu lassen, wie es ist. Ist dein Kind ein Drinnenkind, dräng es nicht ständig, rauszugehen. Ist dein Kind ein Bücherwurm, dräng es nicht, sich ständig zu bewegen. Ist dein Kind ein Zappelkind, dann dräng es nicht zum Stillsitzen.
Bindungsorientiert heißt nicht, deinem Kind alles "durchgehen" zu lassen. Es ist aber, die Verantwortung bei dir zu suchen und nicht bei deinem Kind. Wenn dein Kleinkind am Herd herumspielt und das darauf stehende Brett anbrennt, wäre es deine Verantwortung gewesen, dabei zu sein. In so einem Fall das Kind zur Verantwortung zu ziehen, wäre unfair und unangemessen. Auch wenn du es schon 100 Mal gesagt hast. Und wenn dir in so einem Fall die Hutschnur reißt, heißt Bindungsorientierung, danach auf das Kind zuzugehen und zu erklären, dass die eigene Reaktion, nicht in Ordnung war. Übrigens ohne ABER (..du hast ja...), denn das ABER macht alles andere wieder kaputt. Du kannst erklären, was du doof findest und warum, ohne dein Kind verantwortlich zu machen.
Wenn du spürst, dass dein Baby nicht zur Oma möchte, dann schütze dein Baby. Du bist das Schutzschild. Dein Baby braucht dich. Das ist dringender als die Zufriedenheit der Oma, für deren Enttäuschung du nicht verantwortlich bist. Damit tust du etwas für eure Bindung. Und vor allem die sichere Gebundenheit deines Kindes. Denn Bindung schafft Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit. Und dein Kind darf schon früh lernen, dass es gut so ist, wie es ist. Mit allen Gefühlen.
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